Welchen Beitrag konnten digitale Medien bei der CoVid19-bedingten Unterrichtsgestaltung leisten, und wie wird deren zukünftige Relevanz eingeschätzt?
Forschungswerkstatt: „Digitalisierung und Bildungsmedien“ 2020/21 – Fabian Buck / Andreas Hedrich
Autor*innen: Elena Thöle und Julian Probst
Zusammenfassung: Unsere Forschungsfrage „Welchen Beitrag konnten digitale Medien bei der CoVid19-bedingten Unterrichtsgestaltung leisten, und wie wird deren zukünftige Relevanz eingeschätzt?“ hat sich aus der aktuellen Homeschooling-Situation herausgebildet. Die Umstellung auf den Fernunterricht war in den deutschen Schulen im letzten Jahr vermutlich eine der größten Herausforderungen. Die Bemühungen der Schulen den Schüler*innen trotz der Pandemie eine Lernumgebung zu gestalten, mündete aufgrund der Pandemie-Entwicklung im digitalen Homeschooling-Format. In diesem Zuge wurden einige neue digitale Werkzeuge im Unterricht zur Organisation, zur Wissensvermittlung aber auch zur Kommunikation zwischen Schüler*innen und Lehrkräften etabliert. Wir interessieren uns für die zukünftige Relevanz dieser neu-etablierten Medien sowie den Erfolg des Homeschoolings im Bezug auf den Kompetenzzuwachs der Schüler*innen. Wo liegen die Möglichkeiten des digitalen Homeschoolings und welche Probleme gab es bei der Anwendung der digitalen Werkzeuge oder in der Umsetzung des digitalen Unterrichts? Kann der Präsenzunterricht zukünftig durch einzelne digitale Werkzeuge bereichert werden oder überwiegen die Nachteile die Vorteile? Im Zuge einer, die Schulform übergreifenden, Lehrer*innen-Abfrage konnte dieser Fragestellung über einen qualitative Forschungsansatz nachgegangen werden.
Methode: Die Erhebung der Daten erfolgte durch einen halbqualitativen Fragebogen, der insgesamt 10 Fragen umfasst. Die Fragen zielten auf die Eindrücke der Lehrkräfte zu den Umständen des digitalen Lehrens, den Möglichkeiten des inhalts- und prozessbezogenen Kompetenzerwerbs durch die digitalen Medien und die zukünftige Anwendbarkeit der digitalen Werkzeuge ab. Im Anschluss an die Datenerhebung erfolgte die Kodierung der Antworten sowie die Auswertung der Fragebögen über Excel. Die Entwicklung der Theorien erfolgte mittels der Grounded Theory.
Die Methode der Grounded Theory, eines der gebräuchlichsten „Verfahren der qualitativ-interpretativen Sozialforschung“ (Strübing 2014, S. 1), bezeichnet „sowohl die Mehodologie bzw. den Forschungsstil als auch das dabei zustande kommende Produkt“ (Breuer 2019, S. 17).
Um im Rahmen dieser Methode zu Erkenntnissen und Theorien zu gelangen, ist eine grundlegende Kodiertechnik nötig, mithilfe derer die Auseinandersetzung mit den empirischen Daten stattfindet.
Die Kodiertechnik besteht aus drei Kodierschritten, welche aufeinander folgen.
Den ersten Schritt bildet dabei die offene Kodierung, welche den Textstellen oder Äußerungen der empirischen Daten Codes zuordnen. Beim darauffolgenden axialen Kodieren werden die Codes der offenen Kodierung zu übergreifenden Kategorien zusammengefasst. Diese Kategorien werden wiederum miteinander verglichen und in Beziehung gesetzt. Hierbei bilden sich in der Regel von der Untersuchungsfrage abhängige Kernkategorien, an welcher schließlich eine Theorie entwickelt werden kann. Dazu werden im dritten Schritt, der selektiven Kodierung, alle bisher herausgearbeiteten Erkenntnisse wieder rekodiert und in Relation zu diesen Kernkategorien gesetzt, um einen theoretischen Schluss bilden zu können (vgl. Strübing, S. 15-17).
Ergebnisse: Die digitalen Werkzeuge werden von Lehrkräften besonders im Bereich der Kommunikation und Organisation zwischen Schüler*innen und Lehrkräften als hilfreich eingeschätzt. Gleichzeitig könnten sich die meisten Lehrkräfte vorstellen, Arbeitsaufträge oder andere Unterrichtsinhalte über digitale Werkzeuge zur Verfügung zu stellen. Damit scheinen sie geeignet zu sein, in das jeweilige Helfersystem der Schule etabliert zu werden. Die Nachteile der digitalen Werkzeuge im Homeschooling deuten darauf hin, dass sie den Präsenzunterricht nicht vollständig ersetzen können und somit den Präsenzunterricht als eine Hilfestellung zukünftig bereichern werden.