Welche Gründe haben Schüler:innen und Eltern, sich für oder gegen Lateinunterricht zu entscheiden?
Forschungswerkstatt: „Medienbildung und Schulentwicklung. Methoden und Konzepte auf dem Prüfstand“ 2022/23 – Andreas Hedrich
Autor*innen: Amanda Wolf, Lars Henke, Lukas Meinel
Zusammenfassung:
Das Fach Latein befindet sich aktuell an Hamburger Schulen in einer Krise: Sinkende Anmeldezahlen führen dazu, dass an einigen Schulen keine Kurse mehr zustande kommen und es daher in seiner Existenz gefährdet ist. Es stellt sich also die Frage, warum das Fach Latein von immer weniger Schüler:innen angewählt wird. Das Ziel unserer Forschung war es, Gründe von Schüler:innen und Eltern für oder gegen den Lateinunterricht abzuleiten, die perspektivisch dafür verwendet werden können, um das Fach attraktiver zu gestalten.
Methode:
Interviewpartner:innen:
- Je ein:e Schüler:in eines Spanisch-, Französisch-,
Lateinkurses (6. Klasse eines Hamburger Gymnasiums) - Je ein dazugehöriges Elternteil
Erhebungsinstrument:
- Leitfadengestützte Interviews (je ca. 15-20 Min.)
Auswertungsmethode:
- Transkription der Interviews
- Kodierung der Interviews mithilfe des Programms
MAXQDA - Qualitative Inhaltsanalyse
Ergebnisse:
Sowohl Schüler:innen als auch Eltern sehen Latein mehrheitlich als veraltet an, wobei sie gleichzeitig kaum eine Vorstellung der Sprache haben. Des Weiteren hat sich gezeigt, dass in beiden befragten Gruppen die persönliche Präferenz von Bedeutung ist. Auf Seiten der Schüler:innen sind der Sprachklang, soziale Faktoren sowie spielerisches und kindgerechtes Lernen ausschlaggebend für die Fremdsprachenwahl. Als weniger entscheidend haben sich dagegen die Sprachpraxis und die Möglichkeit des Austauschs erwiesen. Auf Seiten der Eltern haben sich die Sprachpraxis, die Möglichkeit eines Austauschs und ein Lebensweltbezug im Unterricht als wichtig bei der Fremdsprachenwahl abgezeichnet. Für das Fach Latein sehen Eltern eine Basisfunktion für andere Sprachen und einen späteren Beruf und erachten den Unterricht als besonders geeignet für Schüler:innen mit historischem Interesse. Weniger entscheidend ist für Eltern die Sympathie gegenüber der Fremdsprache.
Um Schüler:innen und Eltern eine Vorstellung von Latein verschaffen zu können, sollte die Sprache ausführlicher vorgestellt werden. So können Vorurteile überwunden und Anwendungsmöglichkeiten aufgezeigt werden. Ebenso sollte sich das Fremdsprachenangebot nach der Nachfrage richten, sodass kein Kind gezwungen wird eine Fremdsprache zu erlernen, die es nicht gewählt hat. Als weitere Handlungsempfehlung sollten Schulen vermehrt dritte Fremdsprachen anbieten, um einerseits Latein als Basissprache nutzen und andererseits moderne Fremdsprachen lernen zu können. Zuletzt sollte ein attraktives und aktuelles Lehrwerk Einsatz finden, um lebensnahen Unterricht zu ermöglichen.