Wie erleben und deuten Schüler:innen nach ihrer Tätigkeit als Medienscouts die Relevanz von Medienbildung im schulischen Kontext?

Forschungswerkstatt: „Medienbildung im Fachunterricht. Games, Tools und Medienkompetenz“ 2022/23 – Andreas Hedrich

Autor*innen: Tjari Malou Klimpki

Zusammenfassung:

Der Umgang mit (neuen) Medien ist mittlerweile ein Teil des Sozialisations- bzw. Erziehungsprozesses von Schüler:innen geworden. Schüler:innen müssen spezifische Schlüsselkompetenzen erwerben und einen Bildungsprozess über Medien durchlaufen, um als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft agieren zu können. Der Erwerb dieser Schlüsselkompetenzen bzw. dieser Bildungsprozess bezieht sich keineswegs lediglich auf Fertigkeiten, sondern erfordert eine kritisch-reflexive Auseinandersetzung mit Medien, um diese für gesellschaftliche Zwecke zu nutzen (Wegmann & Roth-Ebner, 2013).

Auch politische Instanzen haben diese Herausforderung an die schulische Erziehung bereits erkannt und versucht, derartige Ziele in den schulischen Kontext zu integrieren (KMK, 2017; BSB, 2022; Fietze & Krause, 2015). In Hamburg entstand zur Meisterung dieser Herausforderung das Projekt MedienScouts. Hierbei setzen sich bestimmte Schüler:innen mit spezifischen, medialen Themenkomplexen auseinander und agieren an ihrer Schule als Expert:innen der Medienerziehung. In Projekt-ähnlichen Einheiten lehren diese Medienscouts Klassen jüngerer Jahrgänge in ihren erarbeiteten Themenbereichen (Fietze & Krause, 2015). Die Wahrnehmung und das Erleben dieser Medienscouts von Medienbildung im schulischen Kontext sollte in dieser Arbeit anhand einer explorativen Studie näher durchleuchtet werden.

Methode: qualitative Forschungsmethode, Leitfaden-Interviews, Auswertung nach Grounded Theory (Strauss & Corbin, 1996)

Ergebnisse:

Einerseits wird die Relevanz vom Medienbildung im schulischen Kontext als groß erlebt. Schule soll auf das spätere Leben vorbereiten. Außerdem sind Medien allgegenwärtig im schulischen Kontext sowie grundlegend im Alltag notwendig. Medienbildung muss also Einzug in das System Schule erhalten. Andererseits ist Schule nicht allein verantwortlich für die Medienbildung, denn Erziehungsberechtigte kommen in der Erziehung zuerst und haben die Befugnis bzw. Legitimation eine individuelle Erziehungslinie zu fahren.

In den Interviews spiegelte sich außerdem die Frage wider, wie Medienbildung im schulischen Kontext umgesetzt werden sollte: (1) als Häppchen im bereits bestehenden Fachunterricht, (2) als eigenständiges Unterrichtsfach oder (3) in Projektform (mit externen Personen, in Projektwochen oder durch ein System wie die Medienscouts). Für die Förderung von Medienbildung ist die derzeitige Frequenz der Medienscouts-Einheiten zu gering, was für eine Umsetzung von Medienbildung im schulischen Kontext in Häppchen im bereits bestehenden Fachunterricht oder eine Einführung eines eigenständigen Unterrichtsfachs sprechen würde.

Wie auch immer Medienbildung im schulischen Kontext umgesetzt wird, es sollte allerdings immer gelten:

1. dass sämtliche Facetten von Medienbildung zu berücksichtigen und zu thematisieren sind,

2. dass die Jahrgangs- oder Entwicklungs-spezifische, digitale Lebenswelt der Schüler:innen (Trends, Plattform-spezifische Gefahren oder Fertigkeiten etc.) einbezogen wird,

3. dass die individuellen Kenntnisse, Gegebenheiten und Interessen berücksichtigt werden sowie

4. dass eine Kooperation und ein Austausch zwischen der Schule und den Erziehungsberechtigten gefördert wird.

Literatur:

Behörde für Schule und Berufsbildung (2022). Entwurf Bildungsplan Gymnasium Sekundarstufe I Mathematik. Zugriff unter https://www.hamburg.de/contentblob/ 15965056/8191633be303a4af4a6c0cd7f1a14e5a/data/mathematik-gym-seki-2022.pdf. 

Fietze, H., & Krause, N. (2015). MedienScouts – eine Anregung für Lehrkräfte zur Anleitung und Betreuung. Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) (Hrsg.). Hamburg.

KMK [Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland] (2017). Bildung in der digitalen Welt. Strategie der Kultusministerkonferenz. Zugriff unter https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/Pre sseUndAktuelles/2017/Strategie_neu_2017 _datum_1.pdf. 

Strauss, A. & Corbin, J. (1996). Grounded Theory: Grundlagen qualitativer Sozialforschung. Beltz. 

Wegmann, K., & Roth-Ebner, C. (2013). Medienpädagogik peer-to-peer: Das Praxisbeispiel „Digital Teens “. Medienimpulse51(2).