Verfasserin: Madelaine Grap

Forschungswerkstatt Teil II: Umgang mit Heterogenität: Leistungsbeurteilung und Urteilsverzerrungen (WiSe 21/22)

Dozent: Prof. Dr. Jan Retelsdorf

Zusammenfassung:

Ziffernnoten sind in Deutschland die geläufigste Art der Leistungsbewertung. Sie sollen den Schüler:innen ihren individuellen Lernstand und ihre Leistungsanstrengung rückmelden und Leistungsvergleiche ermöglichen. Doch in der Vergangenheit hatte die Vergabe von Noten einen schlechten Ruf und wurde nicht selten als „Lotteriespiel“ abgewertet. Bereits 1971 beschrieb Karlheinz Ingenkamp „Die Fragwürdigkeit der Zensurengebung“. Noch heute sind Schulnoten in der Forschung sehr präsent, ebenso wie die Lernmotivation von Schüler:innen. Mittlerweile ist durch zahlreiche Studien belegt, dass die Lernmotivation im Verlauf der Schulzeit abnimmt. Könnte es sein, dass Schulnoten einen negativen Einfluss auf die Lernmotivation von Schüler:innen haben? Um dieser Frage nachzugehen, wurde für diese Studie die Lernmotivation von benoteten und unbenoteten Schüler:innen untersucht. 

Methode und Design:

Die Stichprobe umfasste eine siebte Klasse einer Hamburger Stadtteilschule, in der Ziffernzensuren als Leistungsbeurteilung genutzt werden sowie eine siebte Klasse einer Waldorfschule. In Waldorfschulen erhalten die Schüler:innen erst ab der Oberstufe Ziffernnoten, zuvor bekommen sie Rückmeldungen in schriftlicher Form. Die Lernmotivation der Stadtteil- und Waldorfschüler:innen wurde, fächergebunden für das Fach Deutsch, mithilfe eines Fragebogens erhoben. Anschließende Analysen erfolgten mittels SPSS 28.0.

Ergebnisse:

Die Auswertung ergab, dass die Lernmotivation der benoteten Stadtteilschüler:innen etwas höher ist, als die der unbenoteten Waldorfschüler:innen. Allerdings war dieser Unterschied nicht signifikant. Auch wenn die Ergebnisse darauf hinweisen, dass sich die Lernmotivation zwischen beiden Gruppen nicht unterscheidet, muss berücksichtigt werden, dass die Stichprobe der Untersuchung sehr klein war. Zudem müssten in künftigen Untersuchungen weitere Faktoren berücksichtigt werden, die sich zwischen den beiden Schularten unterscheiden (z.B. Unterrichtskonzeption), und die möglicherweise ebenfalls einen Einfluss auf die Lernmotivation haben.