Wie empfanden Lehrende den Medieneinsatz im Online-Unterricht und Hybrid-Unterricht und welche digitalen Medien aus dieser Zeit werden in welchem Ausmaß weiterhin genutzt und bestand Unterstützungsbedarf?

Forschungswerkstatt: „Medienbildung und Schulentwicklung. Methoden und Konzepte auf dem Prüfstand“ 2021/22 – Andreas Hedrich

Autor*innen: Felicia Calderón & Sophie Lange

Zusammenfassung: Ziel dieser Forschungsarbeit ist es, zu erfassen, welche Veränderungen die Pandemie in den Bereichen Schule und Unterricht, im Speziellen für Lehrkräfte, mit sich brachte. Das besondere Anliegen liegt hierbei auf der Perspektive der Lehrkräfte und darauf, Rückschlüsse für die Zukunft zu ziehen, um vergleichbaren Szenarien vorbereitet entgegenzutreten. Die positiven und die negativen Wahrnehmungen, der verschiedenen Facetten des Homeschoolings, wurden in Leitfadeninterviews mit Lehrkräften eingefangen, welche die Grundlage für die qualitative Inhaltsanalyse bilden.
Die Gestaltung von Unterricht und lernförderlichen Bedingungen lag, während der Schulschließungen, nach wie vor bei den Lehrkräften. Sie wurden sehr kurzfristig mit komplett neuen Unterrichtsbedingungen konfrontiert. Zusätzlich waren sie einer neuen Belastung, durch die Verschmelzung der Bereiche Arbeit und Privatleben, besonderen Fürsorgebedarf der Schüler:innen, rechtlichen Fragen bezüglich Videokonferenzen, Aufsichtspflicht, technischer Ausstattung usw., ausgesetzt.
In dieser Arbeit soll ermittelt werden, welche Formen von Unterstützung hilfreich waren und inwiefern Lücken bestehen. Der digitale Wandel bringt für viele Lehrkräfte Herausforderungen mit sich, dennoch zeigte sich durch den Online-Unterricht, dass es nützliche Werkzeuge gibt, die das Leben von Lehrkräften, bis in den Präsenzunterricht hinein, bereichern können. Das Leitfadeninterview wurde als Methode gewählt, da es, im Gegensatz zu einem Fragebogen, ausreichend Raum für die Wahrnehmungen und Anekdoten der Lehrkräfte bot. Außerdem bietet dies eine Leitstruktur, um im Interview verschiedene Schwerpunktthemen zu erfassen, aber gleichzeitig flexibel für die Vertiefung einzelner Aspekte zu bleiben, die in der qualitativen Inhaltsanalyse herausgefiltert und wissenschaftlich beleuchtet werden können. Im größeren Kontext könnte diese Arbeit den Anstoß für eine Sammlung von Tools für das Homeschooling bilden, die Lehrkräfte kooperative und Schulübergreifend gestalten und nutzen könnten.

Methode: Leitfadeninterviews, qualitative Inhaltsanalyse

Ergebnisse:

Der Unterricht in der Zeit des Homeschoolings wurde unterschiedlich gestaltet. Es wurden sowohl Wochenpläne, als auch Onlineunterricht durchgeführt. Das Gestalten und Durchführen des digitalen Unterrichts wurde von Lehrkräften im Interview als „Überforderung“ beschrieben. Besonders das Planen des Unterrichts und den daraus resultierenden Recherchen, wie Themen im digitalen Unterricht gestaltet werden können, wurden als „sehr zeitaufwendig“ betrachtet. Dafür mussten die Lehrkräfte geeignete Tools finden, sich in diese einlesen und anwenden lernen. Dazu kam der stetige Austausch zwischen Lehrkraft und Schüler:innen und Lehrkraft und Eltern.

In dieser Zeit erhielten die Lehrkräfte eine Vielzahl von Unterstützungsangeboten. Trotz der für alle Lehrkräfte neuen Situation, wurde besonders die „Zusammenarbeit und Unterstützung im eigenen Kollegium“ positiv hervorgehoben. Des Weiteren stellten die Schulleitung, wie auch die Stabstelle Digitalisierung (per E-Mail), Informationen und Hilfestellungen zur Verfügung. Da die befragten Lehrkräfte teilweise noch im Vorbereitungsdienst waren, bekamen sie weitere Unterstützung von anderen Referendaren sowie von ihren Seminarleitungen.

In dieser Zeit gab es einige Herausforderungen, die auch für die Schüler:innen zu meistern waren. Sie lernten von zuhause aus und hatten dort sehr unterschiedliche Bedingungen (bezüglich des Internetzugangs, der Geräte und dem familiären Umfeld). Zudem konnten einige Kinder mit den Endgeräten nicht umgehen. Wie schafft die Lehrkraft es, dass jedes Kind die benötigten Aufgaben und Informationen erhalten? Wie kann die Lehrkraft mit jedem Kind in Kontakt treten und bei Fragen helfen? In dieser Zeit war die Kommunikation häufig einseitig. Zusätzlich hatten die Lehrkräfte einen höheren organisatorischen Aufwand als vorher. Zudem kamen Unsicherheiten bei den Lehrkräften auf. „Wie kann ich die Kinder Motivieren? Wie stelle ich die Aufgaben, so dass alle verstehen was zu tun ist?“ Besonders der (Fremd-)Sprachenunterricht, der von der Interaktion und Kommunikation lebt, musste das Konzept im digitalen Unterricht umstellen.

Es entstand der Wunsch nach einem „Handbuch“ oder einer „Ideensammlung für digitalen Fachunterricht, mit verschiedenen Apps und Tools für die verschiedenen Unterrichtsfächer“. Nach der Lockdownphase wurde dies in manchen Schulen bereits umgesetzt.

Seit diesem Schuljahr (2020/21) sind die Schule wieder in den Regelbetrieb übergegangen. Die Lehrkräfte haben nun wieder die Möglichkeit analog, ohne digitale Medien, zu arbeiten. Es zeigt sich, dass die Lehrkräfte motiviert sind, auch nach der Zeit den Unterricht stärker digital zu gestalten. Sie verwenden digitale Medien „selbstbewusster und häufiger“ im Regelunterricht. Keine der befragten Lehrkräfte möchte seinen Unterricht gerne wieder vollständig digital gestalten. Sie sehen den Nutzen in der „Mischung analoger und digitaler Medien“, denn in den digitalen Tools werden „nicht immer alle Anforderungsbereiche“ berücksichtigt. Digitale, wie analoge Medien bieten für den Unterricht in der Schule Vorteile, die im Homeschooling nicht so einfach umsetzen waren. Zudem wird der Unterricht so „abwechslungsreicher und vielfältiger“. Durch die Pandemie ist, den befragten Lehrkräften zufolge, ein „Umdenken in der Schule“ bemerkbar und der „digitale Wandel wurde beschleunigt“. In den Schulen wurden „neue digitale Medien angeschafft“ und es wurden „Schulplattformen eingeführt“, die weiterhin aktiv im Unterricht benutzt werden. Bei den „Schüler:innen ist zu beobachten, dass sie vertrauter im Umgang mit digitalen Medien“ sind und das „Arbeiten mit diesen im Unterricht einfordern“. Dennoch ist der Wunsch der Lehrkräfte, die Medienkompetenz sowohl bei Lehrkräften als auch bei den Schüler:innen weiter zu schulen.