Forschungsfrage: Inwiefern sind Prozesse der Partizipation in Bezug auf politisch-gesellschaftliche Themen in die Nutzung sozialer Medien bei Jugendlichen eingebunden?
Forschungswerkstatt: „Medienbildung und Schulentwicklung. Methoden und Konzepte auf dem Prüfstand“ 2023/24 – Andreas Hedrich
Autor*innen: Meike Jungmann, Solveig Kinau
Zusammenfassung: Die politische Landschaft hat sich im Verlauf des 21. Jahrhunderts durch den unaufhaltsamen Einzug des Internets in nahezu alle Lebensbereiche grundlegend transformiert. Plattformen wie Facebook, Instagram, YouTube, TikTok und andere sind nicht mehr nur soziale Netzwerke, sondern auch zentrale politische Räume geworden. Hier finden Meinungsbildung, politische Partizipation und sozialer Aktivismus statt – wesentliche Faktoren, die die politische Debatte prägen. Im Jahr 2023 ist keine politische Diskussion mehr denkbar, die nicht auch eine Online-Komponente aufweist. Dieser digitale Raum hat eine neue Form der Demokratie geschaffen, die partizipativ, vernetzt und dynamisch ist, insbesondere für junge Nutzer*innen. Das auch steigende wissenschaftliche Interesse an diesem Bereich zeigt, dass der Einfluss sozialer Medien auf gesellschaftlich-politisch relevante Themen zunimmt. Besonders interessant ist die Meinungsbildung junger Menschen im Zusammenhang mit der Nutzung sozialer Medien.
Methode: Im Rahmen dieser Forschungsarbeit wurde ein qualitatives Vorgehen gewählt, um tiefer- gehende Einblicke in das Thema zu erhalten. Die Forschungsmethode besteht aus Inter- views mit Schüler*innen der Klassenstufen 9, 10 und S3, wobei insgesamt vier Interviews durchgeführt wurden. Die Interviews fanden als persönliche mündliche Face-to-Face In- terviews statt. Sie wurden als teilstrukturierte Leitfadeninterviews gestaltet
Ergebnisse:
Unsere Forschungsarbeit lieferte Einblicke in das politische Interesse und das Partizipationsverhalten von Jugendlichen in digitalen Räumen. Die Ergebnisse zeigen ein generell geringes Interesse an politischen Themen und eine zurückhaltende Partizipation. Trotzdem erkennen die Jugendlichen die Rolle von Influencern in sozialen Medien. Interessanterweise betonen sie jedoch auch weiterhin die Bedeutung des familiären Umfeldes als valide Quelle für politische Diskussionen.Darüber hinaus äußerten die befragten Jugendlichen Bedenken hinsichtlich der Authentizität und Glaubwürdigkeit von Social-Media-Posts und Nachrichten über soziale Medien. Es findet eine kritische Auseinandersetzung mit den Inhalten statt, was auf ein Bewusstsein für die Herausforderungen der digitalen Informationslandschaft hinweist. Ein weiteres Ergebnis ist das Fehlen eines Gefühls der Selbstwirksamkeit. Trotz des breiten digitalen Angebots zur politischen Partizipation wird politischer Aktivismus nicht praktiziert. Dies steht im Widerspruch zu den Möglichkeiten, die das Internet bietet, um sich politisch zu engagieren. Diese Widersprüche erstrecken sich auch auf das Verständnis von „Öffentlichkeit“ und die Einschätzung der Wirksamkeit der eigenen Partizipation. Die digitalen Räume präsentieren eine neue Form der Öffentlichkeit, doch das Gefühl der Wirksamkeit der individuellen Teilnahme bleibt gering.
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