Inwieweit werden digitale Medien nach dem Corona-Homeschooling im Präsenzunterricht der Grundschule implementiert?

Forschungswerkstatt: „Medienbildung und Schulentwicklung. Methoden und Konzepte auf dem Prüfstand“ 2021/22 – Andreas Hedrich

Autor*innen: Christina Möbius, Wieda Naimi, Victoria Nigbur

Zusammenfassung:

Durch den Corona Lockdown im Jahr 2020 wurden die Schulen geschlossen und die Schüler*innen verbrachten die meiste Schulzeit zuhause im Fernunterricht. Um einen optimalen Unterricht auch in dieser Zeit online gewährleisten zu können, wurden von den Lehrer*innen diverse digitale Medien und Tools eingebunden. Im Frühjahr 2021 wurden die Schulen nach und nach wieder geöffnet und es kehrte teilweise Normalität auch in die Schulen zurück. In der Forschungsarbeit wird herausgearbeitet, ob diese „gezwungene“ Nutzung der digitalen Medien während des Homeschoolings von den Schulen als Chance bzw. Sprungbrett genutzt wurde, um diese digitalen Medien in den Unterricht zu integrieren oder ob der klassische Präsenzunterricht fortgeführt wird.  

In unserer Forschungsarbeit befassen wir uns besonders mit der Nutzung der digitalen Medien in der Grundschule, da der Medieneinsatz in dieser Altersklasse oft als verfrüht angesehen wird und wenige Einsatzmöglichkeiten bieten soll. Jedoch wird in den KMK Papieren betont, dass es wichtig sei, digitale Kompetenzen aus unterschiedlichsten Gründen, bereits ab der Grundschule zu fördern. Daher beziehen wir uns in der Forschungsarbeit ebenso auf die KMK Papiere und erfragen bei den Lehrpersonen, ob sie sich an den KMK Papieren orientieren und bei der Nutzung digitaler Medien und Tools die KMK Ziele beachten. 

Methode:

Die Erhebung der Daten erfolgte durch einen Online Fragebogen bei LimeSurvey. Insgesamt beantworteten zehn Lehrpersonen von Grundschulen den Fragebogen vollständig. Bei der Auswahl der Personen wurde auf zwei Kriterien geachtet. Zum einen war bei der Auswahl der Schulen der Kess-Faktor entscheidend und zum anderen, dass die Schulen in verschieden Bezirken in Hamburg lagen. Dadurch konnte ein breiteres Abbild der aktuellen Lage in Hamburg und Umgebung dargestellt werden und zeigen, ob es digitale Differenzen gibt.  

Die Fragebögen wurden in enger Anlehnung nach den Vorgaben der inhaltlich strukturierten Inhaltsanalyse ausgewertet. Das zentrale Ziel der inhaltlich strukturierenden Inhaltsanalyse besteht darin, inhaltliche Kategorien für die von den Befragten geäußerten Aussagen zu gewinnen. Da es sich um eine qualitative Inhaltsanalyse handelt, wurde eine Kombination aus der deduktiven und induktiven Kategorienbildung gewählt, wobei im ersten Schritt deduktiv gearbeitet wurde und anschließend induktiv. Die Auswertung der qualitativen Inhaltsanalyse erfolgte mit Hilfe der Analysesoftware MAXQDA.  

Ergebnisse:

In der Corona-Homeschooling Phase haben die Digitalisierungsprozesse in den Grundschulen zwar an Geschwindigkeit dazugewonnen, aber es wurde verdeutlicht, dass sich unteranderem die Häufigkeit der Nutzung bereits nach kurzer Zeit verringert hat. In der Erhebung konnten Unterschiede in Bezug auf das Interesse, die Medienkompetenz, soziale Umstände und die Motivation nachgewiesen werden, die sich wiederum auf den Einsatz der digitalen Medien ausgewirkt haben. Außerdem lässt die Erhebung darauf schließen, dass institutionelle Ressourcen (z.B. technische Schulausstattungen) die Implementierung der digitalen Medien im Unterricht beeinflussen. Die Kultusministerkonferenz beschloss, dass es die Aufgabe der Schule sei, Schüler*innen bei der Entwicklung der erforderlichen Medienkompetenzen zu unterstützen und Sorge dafür zu tragen, dass alles Schüler*innen, die ab dem Schuljahr 2018/2019 eingeschult wurden, bis zum Ende der Pflichtschulzeit über die ‘Kompetenzen in der digitalen Welt’ verfügen. Die Erhebung verdeutlicht, dass durch die unzureichende technische Ausstattung in den Schulen, durch geringe systematische Fortbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten und die ablehnende Haltung der Lehrkräfte gegenüber dem Einsatz der digitalen Medien in der Grundschule, die KMK Ziele in vielen Fällen erschwert erreicht werden können.