Forschungsfrage: Inwieweit unterscheidet sich die emotionale Wirkung auf Schüler*innen zwischen Live-Musik und aufgezeichneter Musik? 

Forschungswerkstatt: „Medienbildung und Schulentwicklung. Methoden und Konzepte auf dem Prüfstand“ 2022/23 – Andreas Hedrich

Autor*innen: Maria Christiansen und Maxine Stenford

Zusammenfassung:

Musik beeinflusst uns und unterstützt uns in allen möglichen Lebenslagen.  Sie motiviert uns beim Sport, macht uns glücklich, wenn wir traurig sind, und untermalt bestimmte visualisierte Stimmungen noch intensiver. „Die Digitalisierung schreitet in einem atemberaubenden Tempo voran und verändert massiv unseren Alltag.“ (Schnack et al. 2019, S.6). Auch im Musikunterricht wird immer mehr auf digitale Medien gesetzt, was durchaus positiv sein kann. Aber ist es dennoch möglich, dass live-gespielte Musik im Unterricht einen emotionaleren Zugang bietet als Musik, die über ein digitales Medium abgespielt wird, da Schüler*innen vielleicht zu digital abgespielter Musik eine höhere emotionale Distanz aufweisen? 

Die Schüler*innen werden während dem Hören von Live-Musik sowie von digital abgespielter Musik nach der Intensität ihrer Emotionen anhand eines Fragebogens befragt, um zu ermitteln, ob es einen Unterschied in den gefühlten Emotionen zwischen live- und digital abgespielter Musik gibt.

Methode:

  • Quantitative Methode des PANAS-Fragebogens (PANAS: positive and negative affect schedule)
  • Mithilfe dieses Fragebogens wird die subjektiv empfundene emotionale Reaktion der Schüler*innen zur Musik untersucht (Breyer, Bluemke, 2016)
  • Der Fragebogen umfasst 20 Adjektive für unterschiedliche Empfindungen und Gefühle (10 positive, 10 negative) (Breyer, Bluemke, 2016)
  • Demographie wird auch erfragt: Alter, das Geschlecht und die musikalische Bildung (ob sie ein Instrument spielen können oder Gesangsunterricht hatten)
  • Die Schüler*innen sollen bei der digital abgespielten Version sowie bei der Live-Performance des gleichen Stückes ankreuzen, in welcher Intensität sie die Emotionen spüren (z.B.: Emotion: aktiv, Intensität: ganz wenig oder gar nicht, ein bisschen, einigermaßen, erheblich, äußerst)

Auswertungsmethode:

Deskriptivstatistische Datenanalyse via Excel. Die Daten der Live-Performance und der abgespielten Version wurden in verschiedenen Zusammensetzungen in Säulendiagrammen analysiert und miteinander verglichen (z.B.: Nach Alter, Geschlecht oder Instrumentalerfahrung, aber auch in Kombination, z.B. weiblich mit Instrumentalerfahrung, männlich ohne Instrumentalerfahrung, usw.).

Ergebnisse:

Ziel der Forschung war, herauszufinden, ob der gleiche Song, der zweimal auf unterschiedliche Weise präsentiert wurde (digital abgespielt und live vorgetragen) bei Schüler*innen eine unterschiedlich starke emotionale Wirkung hervorruft. Die Hypothese lautete, dass die Live-Performance eine stärkere emotionale Wirkung auf die Schüler*innen hat als die aufgezeichnete Musik. Diese Hypothese konnte mit den Ergebnissen bestätigt werden, da die stärkeren Gefühlsintensitäten (erheblich und äußerst) bei der Live-Performance öfter angekreuzt wurden. Auch bei weiteren Differenzierungen, wie z.B. den positiven Emotionen, liegt die Live-Performance etwas weiter vorne. Trotzdem sind die Unterschiede nicht unbedingt nennenswert, da sie nur minimal sind: bei der Live-Performance pro Schüler*in durchschnittlich 0.81 Kreuz mehr bei „erheblich“ gesetzt, und bei „äußerst“ 0.1 Kreuz mehr pro Schüler*in. Um eine aussagekräftige Forschung zu betreiben, müssten deutlich mehr Schüler*innen zu ihren Gefühlsintensitäten zu dem Zeitpunkt befragt werden. Trotzdem empfehlen wir jeder Musiklehrkraft, Songs im Musikunterricht live zu performen und/oder Live-Konzerte zu besuchen, da die Schüler*innen live-gespielter Musik in unserer Untersuchung aufmerksamer zuhörten. Außerdem ist es eine wertvollere Erfahrung, als wenn sie ein abgespieltes Musikstück hören, was sie auch allein zuhause machen können.