Perspektiven der Lehrkräfte

Forschungswerkstatt: „Phänomenologische Perspektiven auf Digitalisierung“ 2020/21 – Fabian Buck / Andreas Hedrich

Autor*innen: Johanna Rieper

Zusammenfassung: Wie können Fremdsprachenlehrkräfte dabei unterstützt werden, Mehrsprachigkeit im Fremdsprachenunterricht zu nutzen?

Es ist bereits durch viele Studien belegt worden, dass Sprachen gemeinsam im mentalen Lexikon repräsentiert sind. Sprachen bereichern sich gegenseitig und sind somit ein wichtiger Bestandteil des ressourcenorientierten Unterrichts.

Die wachsende sprachliche Heterogenität in unserer Gesellschaft bildet somit vielfältige neue Chancen, Fremdsprachenlehre konstruktiver zu gestalten. Mit dem Ausschöpfen dieser Ressourcen werden Lehrkräfte aber überwiegend allein gelassen.

Das vorgestellte Forschungsprojekt hat zum Ziel, durch die Einschätzung verschiedener Fremdsprachenlehrkräfte, allgemeingültige Kriterien für mehrsprachige Lehrkonzepte zu entwickeln, die folgende Aspekte berücksichtigen:

  • Welche Sprachen sollten für mehrsprachige Konzepte priorisiert werden?
  • Für welche Unterrichtsfelder eignen sich mehrsprachige Ansätze, bzw. in welchen Unterrichtsfeldern besteht vonseiten der Lehrkräfte Bedarf nach Unterstützung?
  • Für welche konkreten Unterrichtsthemen eignen sich mehrsprachige Ansätze?
  • Wie können mehrsprachige Unterrichtskonzepte verbreitet werden, damit sie allen Lehrkräften zugänglich sind, bzw. sogar von Lehrkräften gegenseitig bewertet und ergänzt werden können.

Methode: Die Lehrerbefragung erfolgte online über die Website empirio.de. Insgesamt wurden insgesamt elf offene und geschlossene Fragen gestellt, die jeweils in Bezug auf die Hypothesen ausgewertet wurden. Die qualitativen Antworten wurden quantitativ belegt und umgekehrt.

Für die Schulformen Gymnasium und Stadtteilschule und die befragten Englisch- und Deutsch als Erstsprachelehrkräfte wurden Cluster erstellt, um abschließend eventuelle Unterschiede zwischen den Lehrkräften der jeweiligen Schulform und der jeweiligen Fächer aufzuzeigen.

Für Vergleiche wurden der Übersicht halber Diagramme mit dem Programm Microsoft Word erstellt. Um vergleichbare Ergebnisse zu erzielen wurden die totalen Zahlen jeweils in Prozent umgerechnet, weshalb die Teilnehmeranzahl n=48 100% entspricht.

Ergebnisse: Mehrsprachige Unterrichtskonzepte sind heute wichtiger denn je. In den Schulen werden bundesweit sprachlich eher heterogene Lerngruppen unterrichtet, weshalb unterschiedliche Sprachen für die Schüler und Schülerinnen zum Lernen von Fremdsprachen eine Vielzahl von Anknüpfungspunkten darstellen.

Lehrkräfte sind sich dessen überwiegend bewusst, nutzen Mehrsprachigkeit aber selten als Ressource. Gründe hierfür sind der hohe Zeitaufwand und fehlende Arbeitsmaterialien hierzu. Auch fühlen Lehrende sich nicht wohl dabei, ihre Expert:innenrolle kurzzeitig abzulegen und Schüler:innen mit der jeweiligen Erstsprache zu befragen.

Mehrsprachige Unterrichtskonzepte sollten folgende Kriterien erfüllen:

  1. Integration von Sprachen, die in der Schülerschaft frequent sind
  2. Erschließen von fremden Sprachen für unterrichtlichen Zweck
  3. selbsterklärende Strukturen
  4. Freiheit für Individualität; Wertschätzung personalisierter Beiträge, Abrufung von individuellem Vorwissen
  5. Orientierung an üblichen Unterrichtsthemen
  6. Veröffentlichung der Übungen in Fremdsprachenbüchern und Zugänglichkeit über das Internet