Kontext und Hintergründe des Projekts
Das Forschungsprojekt “Die Rolle der Lehrer:innen in und nach der 1968er-Bewegung” befasste sich mit der Fragestellung, inwiefern diese Bewegung das Lehren und Lernen veränderte. Seit einigen Jahren wird der Zusammenhang von Bildung, Erziehung und ‘1968’ in der bildungshistorischen Forschung untersucht, dabei standen die Schulen bislang nicht im Fokus. Dies wollte unser Projekt aufgreifen und die Folgen und Effekte der 1968-Bewegung für jene Bildungsinstitution herausarbeiten.
Das Projekt erfolgt in Kooperation mit dem Historischen Arbeitskreis SDS/APO Hamburg 1968 und der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg.
In diesem Zusammenhang wurde letztes Jahr eine Masterarbeit verfasst, mit einem Schwerpunkt auf der Arbeit von Lehrer:innen, die während der 70er- und 80er-Jahre an einer Gesamtschule/Versuchsschule gelehrt hatten, wofür Zeitzeug:innen interviewt wurden. Die im Sommersemester 2021 von Prof. Dr. Sylvia Kesper-Biermann angeleitete Forschungswerkstatt knüpfte daran an. Zunächst wurde sich mit den historischen Geschehnissen rund um das Jahr 1968 beschäftigt, um im Anschluss oral history-Interviews mit weiteren Zeitzeug:innen zu führen. Diese wurden im Laufe des Wintersemesters 2021/22 transkribiert und der Werkstatt der Erinnerung (WdE) zur Verfügung gestellt. Dann wurden für den Historischen Arbeitskreis SDS/APO Hamburg 1968 Porträts der Interviewten angefertigt.
Exemplarische Wiedergabe der Ergebnisse
Die Durchführung des Interviews wird hier exemplarisch anhand des Interviews mit dem ehemaligen Geschichts- und Kunstlehrer G. H. dargestellt:
Der im Seminar erstellte Interviewleitfaden war sehr hilfreich, allerdings konnte dieser aufgrund der sich entwickelnden Gesprächssituation nicht chronologisch abgearbeitet werden.
Der Interviewte berichtete sehr ausgiebig, sein Fokus war eher das politische Engagement und Geschehen in Folge von „1968“. Dennoch wurde auch über seine Erfahrungen als Lehrkraft gesprochen, insbesondere über das gegen ihn verhängte Berufsverbot.
Die persönliche Zielsetzung des Interviewten war damals nicht eine Veränderung der Gesellschaft durch eine Reformierung von Schule und Unterricht, sondern vielmehr durch revolutionäres Engagement außerhalb der eigenen Lehrtätigkeit. Hiermit steht er wohl paradigmatisch für einen radikaleren Flügel der „1968er“, welcher einen revolutionären Umsturz anvisierte.
Autor:innen: Anne Busch, Pascal Duke, Arne Meinicke, Lisett Haiker