Forschungsfrage: Welche Bedürfnisse im Kontext der Schule löst die mediale Konfrontation mit aktuellem Weltgeschehen bei Jugendlichen aus?

Forschungswerkstatt: „Medienbildung im Fachunterricht. Games, Tools und Medienkompetenz“ 2023/24 – Andreas Hedrich

Autor*innen: Aylin Nierle, Rosa Rosenbohm, Isabel Seyfried, Louis Puschmann

Zusammenfassung: Die Interviewpartner*innen aus den leitfadengestützten Interviews erleben eine homogene Konfrontation mit Themen wie dem Ukraine-Krieg und dem Nahostkonflikt auf Social-Media. Sie kritisieren jedoch die begrenzte Informationsauswahl und wünschen sich eine breitere Palette. Die Jugendlichen haben Bedürfnisse nach Information, Meinungsbildung und einer entspannten Atmosphäre für Diskussionen in der Schule. Sie bevorzugen verlässliche Quellen und sachliche Informationen, erwarten jedoch auch die Fähigkeit, selbstständig zu recherchieren. Die Schule soll neutral moderieren und gewaltfreie Kommunikation sicherstellen, wobei differenzierte Perspektiven und eine inklusive Umgebung gefördert werden sollen. Professionelle Lehrkräfte spielen eine entscheidende Rolle als Vermittler.

Methode: Unsere Forschungsarbeit analysiert Schüler:innen-Interviews, um ihre Bedürfnisse bezüglich der Behandlung aktueller Themen im Unterricht zu rekonstruieren. Wir entwickelten einen Interviewleitfaden, führten acht Interviews an drei Hamburger Schulen durch und wendeten die qualitative Inhaltsanalyse an. Unser Ziel war es, die Bedürfnisse der Schüler:innen mit induktiv abgeleiteten Kategorien in Form eines Kodierleitfadens zu beschreiben.

Ergebnisse: Die Ergebnisse der leitfadengestützten Interviews werden in drei Schritten betrachtet:
1. Womit werden Jugendliche konfrontiert? Wie und warum findet die Konfrontation statt? Aus welchem Grund findet die Konfrontation statt?
2. Welche Bedürfnisse entstehen seitens der Schüler*innen daraus?
3. Wie sollen die Bedürfnisse in der Schule umgesetzt werden?

Zu 1: Konfrontation:
Die interviewten Jugendlichen konsumieren Inhalte von Plattformen wie YouTube, Instagram, TikTok, Snapchat, Twitter und Telegram sowie Nachrichtenmedien wie N-TV und die Zeit. Sie sind hauptsächlich mit aktuellen internationalen Themen wie dem Krieg in der Ukraine und dem Nahostkonflikt konfrontiert. Diese Konfrontation erfolgt aktiv durch Recherche oder passiv durch den Algorithmus der Plattformen und Nachrichten von Freunden. Die Gründe für den Konsum sind sowohl Informationsinteresse als auch Unterhaltung und Ablenkung. Innenpolitische Themen wie die Haushaltssperre und die Inflation in Deutschland werden ebenfalls genannt, sind jedoch weniger präsent. Freizeitthemen wie Sport und Spiele sind für die Forschungsfrage weniger relevant.

Zu 2: Bedürfnisse:
Die befragten Jugendlichen haben individuelle Erfahrungen mit Informationsquellen wie Apps und Internetseiten. Während einige von ausreichenden Informationen berichten und gelegentlich selbst recherchieren, um Lücken zu füllen oder um sich eine persönliche Meinung zu bilden, geben andere an, dass sie ihren Nachrichtenkonsum bewusst reduzieren, um negative Emotionen zu vermeiden. Sie legen Wert auf verlässliche Quellen und eine Vielfalt an Themen, um ein umfassendes Bild zu erhalten.

Zu 3: Aufträge an die Schule:
Die befragten Jugendlichen wünschen sich einen Meinungsaustausch untereinander über aktuelle Themen in der Schule, vorzugsweise im Rahmen von Klassenräten. Sie fordern, dass die Schule Informationen zu aktuellen Themen bereitstellt, beispielsweise durch Zeitungen, Ausstellungen oder Schulversammlungen. Allerdings möchten sie auch, dass die Schule die Themen begrenzt und gewaltvolle Kommunikation unterbindet. Sie betonen die Notwendigkeit von Neutralität seitens der Lehrkräfte und der Schüle und wünschen eine entspannte Atmosphäre bei der Diskussion über Weltgeschehen.