Forschungsfrage: Inwieweit beeinflussen digitale Medien, wie die Open-Source Plattform Twine, die intrinsische Motivation der Schüler:innen?

Forschungswerkstatt: „Medienbildung im Fachunterricht. Games, Tools und Medienkompetenz“ 2021/22 – Andreas Hedrich

Autor*innen: Lea Ruschmeyer, Alexander Pinke, Vivien Speeth

Zusammenfassung: “Lernen fällt dann leicht, wenn die Motivation stimmt” (Schlag 2013, S. 9). Solch eine hohe Bedeutung sprechen sowohl Experten als auch Laien Motivation hinsichtlich des Lern- und Leistungsverhaltens zu. Doch wie kann jene im Kontext Schule definiert und gefördert werden? Dafür ist zunächst eine grundsätzliche Unterscheidung zwischen extrinsischer und intrinsischer Motivation notwendig. Während extrinsisch motivierte Schüler:innen von außen motiviert werden, indem ihr Anreiz im Endprodukt der Leistung liegt, also beispielsweise in einer guten Note, werden intrinsisch motivierte Schüler:innen von innen heraus angetrieben. Ihnen macht der Prozess der Aneignung des Gegenstandsbereichs Spaß. Beispiele für intrinsische Motivation sind Neugierde, Wissbegierde sowie Begeisterung am Lernen. Hierbei ist zu betonen, dass die Formen sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern auch gemeinsam auftreten können, aber unterschiedliche Ergebnisse erzielen können. So ist sich die Forschung einig, dass bei intrinsisch motivierten Schüler:innen bessere Lern- und Leistungsziele zu erwarten sind. Folgend gilt die intrinsische Motivation für viele Pädagog:innen als Ideal, was uns zur zweiten Frage überleitet. Wie können wir als zukünftige Lehrkräfte die intrinsische Motivation von Schüler:innen fördern?

Insbesondere das Schulfach Religion scheint nun seit Jahren anderen Fächern im Bereich von Lehrmethoden, Material und Ansehen nachzuhängen. Schüler:innen wählen das Fach häufig, um “leicht” die gute Schulnote abzustauben. Dabei rücken der Inhalt und die Lernmotivation in den Hintergrund. Religion stellt aber nun ein Schulfach dar, das von der Auseinandersetzung mit moralisch aufgeladenen Themen lebt. So bot sich gerade dieses Unterrichtsfach in besonderem Maße an, zu erforschen, wie mit einer modernen Lernmethode gleichzeitig die intrinsische Motivation sowie die inhaltliche Auseinandersetzung mit einem Thema gewährleistet werden können. An dieser Stelle konnte Twine das Praktische mit dem Theoretischen verbinden. Durch den interaktiven Storytelling-Charakter von Twine –so die Annahme- müsste sich die Motivation steigern lassen, das gewählte Thema durchdringen und kreativ präsentieren zu wollen. Wenn als Nebeneffekt der Gedanke der “leicht” verdienten Note überkommen würde, dann hätte die Veränderung der Lernkultur viel erreicht.

Methode: Zur Erhebung der Daten wurde bei dem Untersuchungsdesign die Mixed Methods verwendet. Hierbei werden quantitative und qualitative Methoden miteinander verbunden. In der vorliegenden Forschung wurden zunächst 19 Schüler:innen einer 10. Klasse einer Stadtteilschule nach einer Unterrichtseinheit mit digitalen Medien mittels eines strukturierten Fragebogens befragt. Anschließend wurden 5 Schüler:innen, in Abhängigkeit von ihren Ergebnissen, in einem halboffenen Interview befragt, wodurch unerklärliche Daten der quantitativen Erhebung beseitigt werden konnten.

Ergebnisse:

Bei der Auswertung der erhobenen Daten zeigen sich ambivalente Ergebnisse. Besonders bei den durchgeführten Interviews sind Differenzen gegenüber der Arbeit mit digitalen Medien, insbesondere der Plattform Twine, zu sehen. Während auf der einen Seite Schüler:innen von der Plattform profitierten und ihre Motivation positiv beeinflusst wurden, behaupteten andere, dass sie die Plattform zu komplex fanden oder die Methode keinen Einfluss auf ihre Motivation nehme. Ähnliche Ergebnisse zeigt auch die Befragung durch den Fragebogen. Folgend ergibt sich, dass kein durchweg positiver Effekt auf die intrinsische Motivation durch digitale Medien zu verzeichnen ist. Um jedoch einen vielfältigen Unterricht zu generieren und möglichst alle Lernenden intrinsisch zu motivieren, sollten Lehrkräfte neben den herkömmlichen Methoden auch digitale Medien, wie bspw. Twine verwenden. Auch wenn Letzteres nicht auf alle Lernenden eine intrinsische Motivation ausübt, ist es dennoch bei manchen der Fall. Dabei sind die digitalen Kompetenzen der Schüler:innen zu beachten, um eine Überforderung, welche für die Lernenden demotivierend sein kann, auszuschließen.

Literaturverzeichnis:

Schlag, Bernhard (2013): Lern- und Leistungsmotivation. 4., überarbeitete und aktualisierte Aufl.,    Wiesbaden: Springer VS.